Presse Mitteilung der „Initiative Feldhausen“
Geplantes Bauvorhaben stößt auf Widerstand.
Bürgerinitiative stellt den Bebauungsplan 97 in Feldhausen in Frage. Zahlen und Fakten lassen stark an der Notwendigkeit des Bebauungsplans 97 zweifeln, argumentiert die „Initiative Feldhausen“.
„Macht ein weiteres Neubaugebiet in Kirchhellen-Feldhausen Sinn?“ Unter dieser Fragestellung trafen sich am 15.01.2020 knapp 50 Feldhausener Bürgerinnen und Bürger, um über die Notwendigkeit des Bebauungsplanes 97, im Bereich der Straßen Am Kuhberg, Hohes Feld und Grüner Weg umfassend zu diskutieren. In einem 30-minütigen Vortrag zeigte Dr. Sebastian Hönes den versammelten Bürgerinnen und Bürgern auf, dass es für die Ausweisung eines weiteren Neubaugebietes in Feldhausen eigentlich keine städteplanerische Notwendigkeit gibt. Nach einer kontrovers geführten Aussprache mit Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder waren sich die beteiligten BügerInnen einig, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein weiteres Neubaugebiet für Feldhausen nur Nachteile mit sich bringe. Daher gründete sich im Anschluss an die Versammlung die „Initiative Feldhausen“.
Ziele und Forderungen der Bürgerinitiative sind:
- Stopp des jetzigen Verfahrens zur Genehmigung des Bebauungsplans 97
- Keine unnötige Bebauung auf Kosten der ansässigen Anwohner
- Einleiten von nachhaltigen Infrastrukturmaßnahmen für Feldhausen
- Entwicklung eines zukunftsfähigen Gesamtkonzeptes für die Entwicklung Feldhausens
- Beteiligung der BürgerInnen an konkreten Planungsmaßnahmen
- Eine behutsame Entwicklung von Feldhausen
Ungleichgewicht der Stadtteilentwicklung im Raum Kirchhellen
Während Grafenwald seit Jahren unter einem starken Rückgang der Bevölkerung zu leiden hat, ist sowohl in Feldhausen, als auch in Kirchhellen-Mitte, die Einwohnerzahl von 2008 bis 2018, bedingt durch die massive Ausweisung von Neubaugebieten, um ca. 8% gestiegen (siehe Grafik). Dies bemängelte auch Ratsherr Markus Kaufmann in einem Artikel der WAZ vom 18.12.2017: „Große Baugebiete wie in Feldhausen und Kirchhellen haben in Grafenwald ein Vakuum erzeugt.“ Die Zahlen belegen, was in Feldhausen maßlos zu viel ist, fehlt anderswo. Eine stetige Weiterführung der reinen Wohnbebauung wird die Probleme im Stadtteil Feldhausen nur verschlimmern. Das wurde auf der Bürgerversammlung mehr als deutlich.
Ungenügende Infrastrukturmaßnahmen in Feldhausen
Untermauert wurden die Sorgen und Ängste der Anwohner durch den Vortrag von Dr. Sebastian Hönes. Zum Thema Infrastruktur kann Feldhausen nicht viel bieten. Lediglich ein Kindergarten und eine Grundschule bilden seit Jahrzehnten das infrastrukturelle Rückgrat des Stadtteils. Während vor gut 20 Jahren der Bebauungsplan 78 „Westlich Von-Gahlen-Straße“ noch dazu diente den Bestand von Kindergarten und Schule in Feldhausen zu sichern, waren bereits wenige Jahre nach Fertigstellung Kindergarten und Grundschule trotz Ausbaumaßnahmen überlastet. Zahlen aus den statistischen Jahrbüchern der Stadt Bottrop belegen deutlich, dass nicht alle Anmeldungen Feldhausener Kinder berücksichtigt werden können. Junge Familien sind somit gezwungen ihre Kinder zu Schulen und Kindergärten in anderen Stadtteilen zu fahren. Das widerspricht in erheblichem Maße dem nachhaltigen und klimaschützenden Grundgedanken von „Innovation City“. Das in 2019 abgeschlossene Bauvorhaben „Gertskamp“, sowie der Bau eines weiteren Wohngebietes („Bebauungsplan 96, Dorstener Straße“) wird diese Problematik zukünftig noch verstärken. In dieser Hinsicht besteht derzeit kein Bedarf für die Umsetzung des Bebauungsplans 97, auch wenn dies seitens der Stadt und der Investoren favorisiert wird. Im Gegenteil, die Gefahr ist groß, dass die mangelhafte Infrastruktur Feldhausens unter der Last eines neuen Baugebietes komplett zusammenbrechen wird. Leidtragende sind die zahlreich hinzugezogenen jungen Familien in Feldhausen.
Kein Wohnort für Senioren
Aus den Zahlen der statistischen Jahrbücher der Stadt Bottrop lässt sich ein Zusammenhang der schlechten Infrastruktur Feldhausens und der Abwanderung der dort lebenden Senioren nach Kirchhellen-Mitte und Grafenwald ableiten. Wer nicht mobil ist kann in einem Stadtteil ohne Nahversorgung nicht überleben. Hier darf man sich nicht wundern, wenn infrastrukturstärkere Stadtteile wie Kirchhellen-Mitte und Grafenwald allmählich überaltern. BürgerInnen die über Jahrzehnte in Feldhausen lebten, sind gezwungen abzuwandern. Den Frust der Anwohner kann man nachvollziehen.
Entwässerung ungenügend – Viele Keller laufen voll
Dr. Sebastian Hönes verwies auch auf das immer noch bestehende Problem der Entwässerung in Feldhausen. Das komplette Abwasser aus Overhagen, Alt-Feldhausen, sowie das der Neubaugebiete wird ab der Feldhausener Straße über eine einzige Kanalleitung abgeführt. Hier kommt es bei starken Regenfällen regelmäßig zum Rückstau. Zahlreiche vollgelaufene Keller sprechen hier eine deutliche Sprache. Weitere Neubaugebiete mit einhergehender Versiegelung der Landschaft sind aus klimatischer Sichtweise nicht mehr zeitgemäß und werden dieses Problem und die hierdurch entstehenden Schäden wachsen lassen. Hier müssen Politik und Verwaltung reagieren und den Flächennutzungsplan zeitgemäß an die klimatischen Entwicklungen anpassen. Die finanziellen Konsequenzen für eine derartige Fehlplanung dürfen in diesem Fall nicht wieder die BürgerInnen tragen.
Bedarf und Notwendigkeit öffentlich geförderten Wohnungsbaus zweifelhaft
Der Bebauungsplan 97 sieht im westlichen Teil „öffentlich geförderten Wohnungsbau“ vor, wogegen auch aus soziodemographischer Sicht nichts einzuwenden ist. Vor dem Hintergrund einer gänzlich fehlenden Infrastruktur erscheint dieses Vorhaben allerdings als nicht praktikabel. Wer für den Einkauf seines täglichen Bedarfs auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, wird sich überlegen, ob er Wohnraum ohne entsprechende Nahversorgung akzeptiert. Dies entspricht auch der Meinung der Stadt Bottrop: „Der Bedarf sei gedeckt. Mehr als die 450 bis 500 Sozialwohnungen, die es in Kirchhellen gebe, würden nicht gebraucht.“, ließ Thorsten Albrecht von der Pressestelle der Stadt Bottrop über die Dorstener Zeitung in einem Artikel vom 23.08.2019 verlauten. Darüber hinaus birgt die Ballung „öffentlich geförderten Wohnungsbaus“ an der Dorstener Straße die Gefahr einer nachhaltig negativen Quartierentwicklung durch fehlende Durchmischung der Sozialstrukturen. Bestehende Immobilien könnten einen immensen Wertverlust erleiden.
Forderung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Entwicklung Feldhausens
Getragen von der Vielzahl der Argumente gegen den Bebauungsplan 97 fordert die „Initiative Feldhausen“ unter dem Motto „Gemeinsam.Zukunft.Gestalten“ ein zukunftsfähiges Entwicklungskonzept, welches die Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre mit einbezieht und die bestehenden infrastrukturellen Probleme angeht. Diese Forderungen richten sich in besonderem Maße an die Bezirksvertretung Kirchhellens. Die Bürgerinitiative erwartet, dass sich die Bezirksvertreter auf einen Dialog einlassen, um die Probleme gemeinsam mit Bürgern und den gewählten Bürgervertretern anzugehen. Denn bestehende und zukünftige Probleme lassen sich nicht wegdiskutieren.